Wie feiert man eine jüdische Hochzeit?

Eine jüdische Hochzeit ist voll schöner Bräuche und Traditionen. Wie genau gefeiert wird, zeigen wir dir hier!

Daniela Gugerbauer

von Daniela Gugerbauer am 8 Februar 2024

Webredakteur

Wie feiert man eine jüdische Hochzeit?
© Arianna Fotografie

Für Juden ist die Ehe eine heilige Institution. Da verwundert es nicht, dass eine jüdische Hochzeit aufwendig geplant wird und viele Bräuche Teil der Zeremonie sind. Im Judentum gilt ein unverheirateter Mensch sogar als unvollkommen, weil er dem göttlichen Gebot, Kinder in die Welt zu setzen und so die menschliche Existenz und den Glauben zu sichern, nicht nachkommen kann. Wie eine jüdische Hochzeit gefeiert wird, verraten wir dir hier!

Inhalt

Wie läuft eine jüdische Hochzeit ab?    

Eine jüdische Hochzeit beginnt quasi schon 24 Stunden vor der eigentlichen Trauung. Ab diesem Zeitpunkt darf sich das Brautpaar nicht mehr sehen. In ganz strengen jüdischen Gemeinden dürfen sich die Brautleute sogar eine ganze Woche vor dem Jawort nicht sehen. 

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Synagog

Vor der Trauung

Vor der Trauung gehen die zukünftigen Eheleute getrennt zur Mikwe, der sogenannten rituellen Reinigung. Bei der Trauzeremonie selbst betet der Bräutigam zunächst allein mit den anderen männlichen Hochzeitsgästen. Im Anschluss unterschreibt er den Ehevertrag (Ketubba). Hierbei müssen zwei Zeugen und der Rabbiner anwesend sein. 

Während der Trauung

Erst dann wird der Bräutigam zur Braut geführt und verschleiert ihr zuvor unverschleiertes Gesicht. Letztlich gibt sich das Brautpaar unter der Chuppa das Jawort. Der Bräutigam wird von verheirateten Männern (meist sein Vater und Schwiegervater) zur Chuppa begleitet, die Braut üblicherweise von ihrer Mutter und Schwiegermutter. Über die Chuppa sprechen wir nachher noch ausführlicher. Häufig steckt übrigens nur der Bräutigam der Braut einen Ring an. In nicht allzu strengen Gemeinden wurde diese Regelung aber mittlerweile gelockert. 

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Nach der Trauung

Bei orthodoxen Juden müssen die frisch gebackenen Eheleute direkt nach der Trauung die Ehe vollziehen, sprich: miteinander schlafen. Erst danach ist die Ehe wirklich vollendet und das Brautpaar kann sich wieder zu den Hochzeitsgästen gesellen und mit ihnen feiern. 

Brautpaar mit schleier

Welche Bräuche gibt es auf einer jüdischen Hochzeit?

Bei einer jüdischen Hochzeit gibt es eine Menge schöner Bräuche. Beide Brautleute sind für die Hochzeit traditionell in Weiß gekleidet. Doch es gibt noch mehr Traditionen rund um die jüdische Hochzeit. Welche das sind, erfährst du hier:

Haare abrasieren 

Bei sehr strengen Juden ist es üblich, dass die Frauen nach der Hochzeit ihre Haare abrasieren und einen sogenannten Sheitel, eine Perücke, tragen. Weniger strenge Jüdinnen müssen ihre Haare nach der Trauung nicht rasieren, zeigen sie aber nicht mehr in der Öffentlichkeit und tragen beispielsweise ein Kopftuch. 

Chuppa 

Juden heiraten unter der Chuppa, was übersetzt so viel wie „Dach über dem Kopf“ bedeutet. Die Chuppa ist ein Stoffdach, das an vier Stangen befestigt ist, soll das künftige Zuhause des Paares symbolisieren. Traditionell wird die Chuppa von unverheirateten Hochzeitsgästen gehalten. 

Glas zertreten   

Das Zertreten eines Glases gehört zur Trauzeremonie der Juden dazu. Dieser Akt symbolisiert, dass die Trauer über die Zerstörung Jerusalems jedem Juden auch im Moment großen Glücks innewohnt. Bevor der Bräutigam das Glas zertritt, wiederholt er den vom Rabbiner zuvor gesprochenen Psalm 137,5: „Wenn ich deiner vergessen sollte, Jerusalem, möge meine rechte Hand verdorren…“. 

Brautpaar mit zwei Gläsern in der Hand

Wo wird eine jüdische Hochzeit gefeiert?   

Jüdische Hochzeiten werden vorzugsweise im Freien oder in einer großen Halle gefeiert. Die Trauung im Freien wird deswegen bevorzugt, weil das Brautpaar Gottes Segen hier am besten ungehindert empfangen kann. Im jüdischen Glauben ist die Heirat vor Gott überall auf der Welt gültig. Deutsche Behörden erkennen eine Ehe aber nur an, wenn sie auch vom Standesamt besiegelt wird.

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Tischdeko

Was zieht man auf eine jüdische Hochzeit an?

Braut und Bräutigam sind auf einer jüdischen Hochzeit traditionell weiß gekleidet. Der Mann trägt zudem die jüdische Kopfbedeckung (Kippa). Doch wie sollte man sich als Gast auf einer jüdischen Hochzeit anziehen? 

Üblicherweise können sich die Gäste auf einer jüdischen Hochzeit genauso kleiden wie auf anderen Hochzeiten auch: elegant und dem fröhlichen Anlass angemessen. Die Farbe Weiß bleibt natürlich der Braut – und in diesem Fall auch dem Bräutigam – vorbehalten.

Grundsätzlich solltest du dir nicht allzu viele Gedanken machen, wenn du auf eine jüdische Hochzeit eingeladen bist: Trotz der streng traditionellen Trauzeremonie wird auf einer jüdischen Hochzeit voller Lebensfreude ausgelassen bis in die Morgenstunden gefeiert, gelacht und getanzt!

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