Die muslimische Hochzeit - So heiratet man im Islam

Weißt du wie eine muslimische Hochzeit abläuft? Welche Bräuche und Traditionen es gibt und wie man eine Hochzeiten im Islam feiert? Wir verraten es dir!

Lisa Mandelartz

von Lisa Mandelartz am 12 Juni 2025

Webredakteur

Die muslimische Hochzeit - So heiratet man im Islam
© Sjoerd Booij Fotografie

Die Eheschließung (nikah) ist im Islam einer der wichtigsten Schritte im Leben. Das Ziel ist es, eine Familie zu gründen, worauf der Islam großen Wert legt. Eine muslimische Hochzeit ist daher eine heilige und wichtige Zeremonie, die nicht selten sehr groß ausfällt. Unser geballtes Wissen über muslimische Hochzeiten findest du in diesem Artikel!

Inhalt:

Die Voraussetzungen für eine muslimische Hochzeit

Generell können Mann und Frau im Islam heiraten, wenn beide muslimischen Glaubens sind. Auch wenn die Frau einem anderen Glauben angehört, der Mann jedoch muslimisch ist, können sie sich im Islam trauen lassen. In diesem Fall werden die Kinder muslimisch erzogen. Anders ist es, wenn die Frau muslimisch ist und der Mann nicht. Dann ist eine Heirat im Islam nur möglich, wenn der Mann den muslimischen Glauben annimmt. Auch die Trauzeugen müssen dem Islam angehören.

Außerdem gelten diese weiteren Bedingungen:

  • Sowohl Braut als auch Bräutigam müssen der Ehe zustimmen.
  • Der Wali (Verbündeter, Freund Gottes, Helfer, Beschützer und Heiratsvormund, meist der Vater der Braut) muss der Ehe ebenfalls zustimmen.
  • Es müssen mindestens zwei Trauzeugen anwesend sein.
  • Es muss eine Vereinbarung über die Brautgabe (mahr) geben. 

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Abflauf einer muslimischen Hochzeit

Andere Kulturen, andere Hochzeitsbräuche: Am Abend vor der Hochzeit werden in vielen islamischen Kulturen die Hände und Füße der Braut mit Henna bemalt, so zum Beispiel in Afghanistan, in der Türkei und in Marokko. Ähnlich wie beim deutschen Brauch des Junggesellinnenabschiedes feiern die Frauen hier alleine und zelebrieren oder "trauern" um den Abschied der Braut von ihrer Familie. Auch die Männer feiern unter sich. Es wird sich unterhalten, gegessen und getanzt. Die Feierlichkeiten vor der Trauung können je nach Land und Kultur mehrere Tage andauern.

Die Trauung wird von einem Imam (Vorbeter in der Moschee) oder einem Kadi (islamischer Richter) in der Moschee, bei den Brauteltern oder in einem gemieteten Hochzeitssaal durchgeführt. Damit die Hochzeit stattfinden kann, muss das Brautpaar, wie bei der kirchlichen Trauung, zuerst standesamtlich heiraten. Die Eheurkunde der standesamtlichen Trauung geben sie spätestens einen Monat vor der muslimischen Trauung an den Imam oder den Kadi.

Wichtig: Ihr müsst erst vor dem Gesetz heiraten, bevor ihr eine religiöse Ehe eingehen könnt!

Der Ablauf einer muslimischen Hochzeit sieht wie folgt aus:

  • Loblied auf Allah (Khutbah)
  • Lesung aus dem Koran
  • Das Jawort vor Allah
  • Besiegelung der Trauung durch Unterschreiben eines Schriftstücks
  • Anrufungen an Allah zugunsten der Vermählten

Fun Facts über die muslimische Hochzeit

Wusstest du, dass...

  • Das Brautpaar in manchen Regionen die Hochzeit getrennt voneinander feiern.
  • Die Unfruchtbarkeit des Mannes erkennt der Islam als legitimen Scheidungsgrund an. Im Fall der Scheidung muss die Frau die Morgengabe zurückzahlen.
  • Damit der islamische Ehevertrag auch in Deutschland gültig ist, sollte er von einem Notar beglaubigt werden.
  • in manchen Regionen die Braut auf einem Kamel von ihrem Elternhaus zum Haus ihres frisch Vermählten gebracht wird. Dabei wird sie begleitet von allen weiblichen und männlichen Hochzeitsgästen und traditioneller Musik.
  • meist ganze Dörfer zu Hochzeiten eingeladen werden - und ja, jeder bekommt eine Mahlzeit. 

Geschenke bei einer muslimischen Hochzeit

Die Hochzeitsgeschenke fallen meist sehr üppig aus und bestehen in der Regel aus Geldgeschenken, Schmuck oder Gold. Die Morgengabe (mahr) des Bräutigams an seine Braut erfolgt nach der Hochzeitsnacht. Die Morgengabe gilt der finanziellen Absicherung für die Braut.

Muslimische Hochzeit - Hennabemalung an den Händen der Braut

Eine muslimische Hochzeit am Beispiel der marokkanischen Kultur

Eine marokkanische Hochzeit ist meist eine große Feier, zu der viele Gäste eingeladen sind. Die meisten marokkanischen Hochzeiten dauern zwei oder drei Tage. Der Ablauf einer Hochzeit in Marokko kann wie folgt aussehen:

Tag 1: Das Brautpaar feiert getrennt voneinander

Der erste Tag der Feierlichkeiten findet für das Brautpaar getrennt voneinander statt. Es gibt eine Feier für die Männer im Haus des Bräutigams und eine Feier für die Frauen im Haus der Braut oder der Brauteltern. Bei jeweils beiden Feiern wird zusammen gegessen, getrunken und erzählt. Meist läuft dabei traditionelle Musik.

Der Bräutigam

Der Bräutigam trägt einen weißen djellaba, eine Art langer weißer Umhang mit spitzen flachen Schuhen.

Die Braut

Die Braut trägt ein weißes Gewand mit ebenfalls weißen, spitzen Schuhen. Zu ihrem Outfit gehört außerdem echter Goldschmuck und natürlich die Hennabemalung an Händen und Füßen. Schließlich trägt die Braut einen Schleier, genannt rejza, vor ihrem Gesicht.

Ein paar Tage vor der Hochzeit treffen sich die Frauen für die Milchbad-Zeremonie, die zur Reinigung dient. Im Anschluss erfolgt die Henna-Zeremonie. Die Verzierung mit Henna symbolisiert eine lange, glückliche Ehe und ist in Marokko unumgänglich.

Tag 2: Der Tag der Hochzeit

Die Hochzeitsgesellschaft versammelt sich, um Tee und Gebäck zu teilen. Die Braut erscheint erst später zur Feier. Dabei trägt sie ein festliches, weißes Gewand mit viel Schmuck, ammarya. Im Laufe der Feier wechselt die Braut ihr reich verziertes Gewand bis zu siebenmal. Der Gedanke dahinter ist, dass je mehr Kleider die Braut trägt, desto größer fällt die Morgengabe aus. Dies ist aber von Familie zu Familie unterschiedlich. Am Ende des Tages trägt die Braut wieder das Brautkleid, welches sie auch zu Beginn der Feierlichkeiten trug.

Während des Ringtauschs werden eine Reihe von Fragen an das Brautpaar gestellt, auch, ob die Braut eine Mitgift erhalten hat. Nach Beantwortung der Fragen ist die Ehe offiziell und die Party kann beginnen.

Die Feier

Nach dem Ringetausch schneiden die frisch Verheirateten die Hochzeitstorte an. Außerdem gibt es Milch und Datteln für das Brautpaar. Diese haben eine symbolische Bedeutung und stehen für Fruchtbarkeit. Milch steht für Reinheit. Der Rest des Abends steht ganz im Zeichen des Feierns mit traditioneller Musik, Tanz, Snacks und Getränken.

Tag 3: Der Umzug

Am letzten Tag der Hochzeitsfeierlichkeiten verlässt die Braut ihr Elternhaus und zieht zu ihrem Ehemann. Oft wird dies festlich mit einem großen Frühstück oder Mittagessen zelebriert. Egal, wie viel Spaß es macht, drei (oder mehr) Tage lang zu feiern, für Braut und Bräutigam ist es jetzt Zeit, ihr frisches Eheglück zu genießen.

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