Rechtliche Grundlagen - Alles über Ehe, eingetragene Lebenspartnerschaft und Güterstände

Erfahre alles über die Rechte und Pflichten, die mit einer Eheschließung einhergehen. Des Weiteren verraten wir dir alle Fakten, Vor- und Nachteile über die unterschiedlichen Güterstände.

Lea Höller

von Lea Höller am 7 Februar 2024

Webredakteur

Rechtliche Grundlagen - Alles über Ehe, eingetragene Lebenspartnerschaft und Güterstände
© Oydin + Mei Wedding Photography

Neben all den aufregenden Erledigungen für die Hochzeit, gibt es auch noch einige (langweiligere) Dinge: den Papierkram. Für die Eheschließung werden nämlich bestimmte Dokumente benötigt, ohne die eine standesamtliche und eine kirchliche Trauung nicht zustande kommen kann. Lediglich eine freie Trauung kann ohne diese Dokumente stattfinden, ist jedoch nicht rechtskräftig. Welche Dokumente ihr für eure Hochzeit benötigt und wie viel Zeit das Bürokratische in Anspruch nimmt, erfährst du hier.

 Brautpaar läuft in der Kirche

Inhalt: 

1 | Rechtliche Aspekte, wo soll man anfangen?

2 | Welche rechtlichen Folgen hat eine Eheschließung?

3 | Ehe, eingetragene Partnerschaft, etc. - Was steht eigentlich zur Wahl?

4 | Unterschiedliche Güterstände und wie diese geregelt sind

5 | Ehevertrag, ja oder nein?

1 | Rechtliche Aspekte, wo soll man anfangen?

Denkt man an die Ehe, so denkt man nicht sofort an die rechtlichen Aspekte. Hauptsächlich heiratet man aus Liebe und weil man den Rest seines Lebens mit seinem Partner verbringen möchte. Allerdings kommen einige Rechte und Pflichten auf einen zu, wenn man den Bund fürs Leben eingeht. 

2 | Welche rechtlichen Folgen hat eine Eheschließung?

Wer eine Ehe eingeht, erklärt sich mit den rechtlichen Folgen einer Ehe einverstanden, welche in Deutschland im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt sind. 

Zusammengefasst ändern sich folgende Dinge für euch: 

  • Personenstandsrechte (Recht auf Namensführung, Recht auf Unterhalt, sowie das Recht auf das Besuchsrecht der gemeinsamen Kinder)
  • Vermögensrechte (Je nach Güterstand wird das Vermögen im Falle einer Scheidung festgelegt)
  • Erbrecht (Ehepartner sind automatisch Erben, falls der Partner sterben sollte)
  • Sorgerecht (gemeinsames Sorgerecht für gemeinsame Kinder)
  • Unterhalt (Recht auf Unterhalt nach einer Scheidung für einkommensschwachen Ehegatten und gemeinsame Kinder) 
  • Versorgungsausgleich (Im Falle einer Trennung ist hier geregelt, dass beide Partner einen gleichwertigen Anspruch auf die Rente haben)

3 | Ehe, eingetragene Partnerschaft, etc. - Was steht eigentlich zur Wahl?

Wer eine rechtlich bindende Beziehung eingehen möchte, der kann in Deutschland lediglich heiraten. Seit 2017 gibt es nämlich die eingetragene Lebenspartnerschaft nicht mehr, denn diese wurde durch die Ehe ersetzt. Neben diesen zwei Formen gibt es noch die nichteheliche Lebensgemeinschaft. Alle drei Formen unterscheiden sich in ihren rechtlichen Pflichten und Konsequenzen. Als rechtlich umfassendste Form der Lebensgemeinschaft wird die Ehe angesehen. Rechte und Pflichten beinhalten z.B. das Recht auf Unterhalt, das Erbrecht oder das Sorgerecht für gemeinsame Kinder. Die eingetragene Lebenspartnerschaft hat dieselben Rechte und Pflichten wie eine Ehe, unterscheidet sich allerdings in einigen Punkten, z.B. wenn es um das Thema Adoption geht. Die nichteheliche Lebensgemeinschaft hat keine Rechte und Pflichten, da es sich hier nicht um eine rechtlich geregelte Lebensgemeinschaft handelt. 

Wir erklären dir alle Formen im Detail, sowie die jeweiligen Vor- und Nachteile:

Ehe 

Die Ehe ist wohl die bekannteste Form einer Lebenspartnerschaft. Die Eheschließung hat rechtliche Konsequenzen für beide Ehepartner und bringt Rechte und Pflichten in die Beziehung ein. Die Ehe verändert nicht nur die Steuerklasse, sondern bringt auch weitere Konsequenzen wie das Erbrecht, Unterhalt oder Sorgerecht mit sich. Eine Ehe bedeutet also im groben und ganzen: gegenseitige Absicherung und füreinander und die Familie sorgen. 

Um die rechtlichen Konsequenzen besser darzustellen, haben wir dir alle Vor- und Nachteile einer Ehe aufgelistet. 

Vorteile einer Ehe

  • Rechtliche Absicherung: Im Falle einer Scheidung oder Tod eines Partners haben Ehepartner Anspruch auf verschiedene Leistungen. Dazu gehören: 
    • Witwenrente
    • Unterhaltszahlungen
    • Erbrecht
    • Vermögensbeteiligung
  • Steuerliche Vorteile: Im Rahmen des sogenannten Ehegattensplittings können verheiratete Paare steuerliche Vorteile erzielen. 
  • Soziale Vorteile: Ehepaare haben einen Anspruch auf soziale Leistungen. Dazu gehören beispielsweise Wohngeld oder auch Arbeitslosengeld II.
  • Es muss keine Vaterschaftsanerkennung für zukünftige Kinder stattfinden

Nachteile einer Ehe

  • Trennung und Scheidung führen nicht selten zu einem langwierigen Rosenkrieg
  • Wenn nicht anders in einem Ehevertrag festgelegt, muss bei einer Scheidung der Zugewinnausgleich gezahlt werden
  • Wird gemeinsam ein Kredit aufgenommen, welcher von einem der Ehepartner nicht mehr getilgt werden kann, so haftet der andere Partner mit seinem gesamten Vermögen. Dasselbe gilt, wenn ein Partner eine unerlaubte Handlung begeht. 

Verschwommenes Bild eines Brautpaares

Mehr lesen: Gründe für eine Ehe

Eingetragene Lebenspartnerschaft

Seit dem Jahr 2017 gibt es die eingetragene Partnerschaft nicht mehr in Deutschland. Vorher war sie seit 2001 vornehmlich für gleichgeschlechtliche Paare, die keine tradtionelle Ehe eingehen konnten. Seit 2017 gilt allerdings das Gesetz Ehe für Alle, was bedeutet, dass auch gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland heiraten dürfen. Die eingetragene Lebenspartnerschaft wurde deshalb abgeschafft und kann weder von gleichgeschlechtlichen noch ungleichgeschlechtlichen Paaren eingegangen werden. 

Es gibt die Möglichkeit, seine eingetragene Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln zu lassen. Dieser Prozess ist freiwillig und erfolgt bei eurem zuständigen Standesamt. Hierfür werden in der Regel auch keine Gebühren berechnet.

Vorteile einer eingetragenen Lebenspartnerschaft

  • Die Vorteile sind denen einer Ehe gleichzusetzen

Nachteile einer eingetragenen Lebenspartnerschaft

  • Die Nachteile sind denen einer Ehe gleichzusetzen
  • Adoption eines Kindes ist im Rahmen einer eingetragenen Partnerschaft nicht ganz so einfach. Einer der Partner muss alleinig adoptieren und der andere Partner adoptiert das Kind anschließend (Seit 2017 und der Ehe für alle können allerdings auch gleichgeschlechtliche Paare ein Kind adoptieren).

Gleichgeschlechtliches Pärchen läuft auf der Straße

Nichteheliche Lebensgemeinschaft

Unter einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft versteht man sozusagen eine reguläre Beziehung, die allerdings über eine Wohngemeinschaft hinaus geht. Man spricht hier auch oft von einer eheähnlichen Gemeinschaft. Das bedeutet grob gesagt, dass man zusammenlebt, einen gemeinsamen Haushalt hat und sich somit auch die Kosten für seinen Alltag teilt. Der große Unterschied zu einer Ehe ist allerdings, dass man rechtlich gesehen keine Pflichten hat. Das bedeutet wiederum aber auch, dass man keine Rechte und Ansprüche hat. 

Vorteile einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft 

  • Keine rechtlichen Pflichten (ausgenommen der elterlichen Sorge und des Unterhalts im Falle gemeinsamer Kinder)
  • Ein hohes Maß an Selbstbestimmtheit
  • Trennung kann unverzüglich und auch ohne das Einverständnis des anderen erfolgen

Nachteile einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft

  • Keine rechtliche Absicherung
    • Kein Zugewinnausgleich
    • Kein Erbrecht
    • Keine Witwenrente
  • Keine Ansprüche auf Sozialleistungen wie z.B. Arbeitslosengeld II oder Wohngeld

Wichtug:Trennung bedeutet nicht, dass man eingegangene Verpflichtungen einfach so aufgeben kann.

Man kann sich zwar direkt und ohne Vorankündigung trennen, was aber nicht bedeutet, dass man bestehende Verträge (wie z.B. einen Mietvertrag) einfach so von einem auf den anderen Tag beenden kann. Hierbei muss man sich immer an die Vorgaben im Vertrag halten. 

 

Paar frühstückt gemeinsam im Bett

Super wichtig zu wissen: Dokumente für die Hochzeit

4 | Unterschiedliche Güterstände und wie diese geregelt sind

Unter den Güterständen versteht man die unterschiedliche Aufteilung des Vermögens in einer Ehe. Im Falle einer Trennung wird das Vermögen abhängig vom bestehenden Güterstand unterschiedlich aufgeteilt. Welcher Güterstand für euch am besten ist, müsst ihr abhängig von eurer persönlichen Situation machen.

Gütergemeinschaft

Der Unterschied zwischen einer klassischen Ehe und einer Gütergemeinschaft ist, dass bei einer Gütergemeinschaft das Vermögen, welches während der Ehe erwirtschaftet wird, beiden Partnern gehört. Auch das Vermögen, was beide Partner vor der Ehe hatten, gehört nach der Hochzeit beiden Partnern. 

Vorteile einer Gütergemeinschaft

Die Gütergemeinschaft ist unkompliziert und bietet Sicherheit und Stabilität für beide Ehepartner. Es muss sich nicht um die Trennung des Eigentums gekümmert werden. Vermögen, Einkommen und Schulden betreffen beide Partner.

Nachteile einer Gütergemeinschaft

Im Falle einer Scheidung kann die Gütergemeinschaft zu Streitigkeiten führen, wenn es darum geht, das Eigentum der Eheleute aufzuteilen. Besonders, wenn einer der Partner ein sehr hohes Vermögen mit in die Ehe gebracht hat, kann dies bei Scheidung ein Problem darstellen.

Zugewinngemeinschaft

Ohne einen Ehevertrag besteht automatisch eine Zugewinngemeinschaft. Dies bedeutet, dass während der Ehe jeder Partner sein eigenes Vermögen behalten kann und diese getrennt voneinander bleiben. Hat dein Partner Schulden, kannst du nicht automatisch dafür haftbar gemacht werden. Bei Scheidung erfolgt allerdings der Zugewinnausgleich. Das ist die Hälfte des Vermögenszuwachses, den jeder Ehegatte oder eingetragene Lebenspartnerin oder Lebenspartner während der Ehe erzielt hat.

Vorteile einer Zugewinngemeinschaft

Auch die Zugewinngemeinschaft bietet ein relativ hohes Maß an Sicherheit und Stabilität für beide Partner. 

Nachteile einer Zugewinngemeinschaft

Im Falle einer Scheidung gibt es auch hier oft Streitigkeiten wegen der Aufteilung des Vermögens. Die Bewertung des Zugewinns kann in manchen Fällen einem der Partner nicht passen und als unfair erscheinen.

Brautpaar mit Masken unterschreibt bei der Trauung auf dem Standesamt

Gütertrennung

Bei diesem Güterstand wird das Vermögen, welches die Ehepartner in die Ehe einbringen und während der Ehe erwerben, vollständig getrennt. Das bedeutet, dass jeder sein eigenes Vermögen behält und keinen Anspruch auf das Vermögen des jeweils anderen hat. 

Vorteile einer Gütertrennung 

Beide Ehepartner haben ein hohes Maß an Eigenverantwortung und behalten ihr eigenes Vermögen. Dieser Güterstand bietet maximale Sicherheit für jeden Ehepartner einzeln. 

Nachteile einer Gütertrennung 

Erwirtschaftet einer der Ehepartner Vermögen während der Ehe, hat der andere Partner im Falle einer Scheidung kein Anspruch darauf. 

Gut zu wissen: Der Versorgungsausgleich trifft auf alle Güterstände zu. Das bedeutet, dass er unabhängig vom gewählten Güterstand greift und beide Partner einen gleichwertigen Anspruch auf Rente haben.

Welcher Güterstand ist der beste?

Die Wahl des passenden Güterstandes ist für euch als zukünftiges Ehepaar eine wichtige Entscheidung. Ihr solltet euch Gedanken über diese Entscheidung machen und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Güterstände gut abwägen.

Jedes Ehepaar macht seine eigenen “Regeln” und gestaltet seinen Alltag und Leben auf eigene Weise. Wenn ihr eine vornehmend gemeinsame Lebensplanung habt und Sicherheit für euch an erster Stelle steht, dann kann eine Gütergemeinschaft eine gute Wahl sein. Die Gütergemeinschaft bietet vor allem Sicherheit und Stabilität für beide Ehepartner. 

Viele Ehepartner möchten allerdings ihre Finanzen getrennt halten und sich gegenseitig nicht finanziell belasten. Für diese eigenständige Lebensplanung eignet sich eine Gütertrennung, denn diese bietet maximale Sicherheit für beide Partner (individuell gesehen).

Wer sich irgendwie dazwischen sieht, für den ist die Zugewinngemeinschaft der ideale Kompromiss. Eine Zugewinngemeinschaft bietet Sicherheit für euch beide, aber dennoch die Möglichkeit, im Falle einer Scheidung einen fairen Ausgleich zu finden.

Brautpaar in einer Gasse

5 | Ehevertrag, ja oder nein?

Habt ihr euch bereits Gedanken über einen Ehevertrag gemacht? Zugegeben, ein Ehevertrag hört sich sehr unromantisch an, bietet aber meist ein höheres Maß an Sicherheit und weniger Probleme bei einer Scheidung. 

In einem Ehevertrag wird nicht nur der Güterstand festgelegt, sondern es können auch weitere Dinge, wie individuelle Wünsche bezüglich des Vermögens, Regelungen zum Erbrecht oder Versorgungsausgleich festgelegt werden. 

Ein Ehevertrag bietet euch ein hohes Maß an Flexibilität und Absicherung. Besonders, wenn es zu einer Scheidung kommt, lässt diese sich größtenteils schneller und problemloser abwickeln, wenn ein Ehevertrag vorliegt. 

Bedenkt allerdings auch, dass sich Gegebenheiten während der Jahre ändern können und einem der Ehevertrag dann ein gewisses Maß an Flexibilität wieder nehmen kann. 

Hier findest du mehr zum Thema: Ehevertrag, ja oder nein?

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